Strengere Gesetze für eine bessere Welt

Nach fast jeder Gewalttat, bei der mit einer Feuerwaffe Menschen zu Schaden kommen, werden Forderungen nach einer Verschärfung des Waffenrechts laut. Besonders dann, wenn der Täter ein Jäger oder Sportschütze ist, der sein Gewehr oder seine Pistole auf ganz legalem Weg erwerben konnte, wird ein dringender Handlungsbedarf seitens besorgter Bürger gesehen. In Deutschland sowieso, aber auch in anderen Ländern Europas sind die Waffengesetze zu liberal. Diese These konnte man zumindest zwischen den Zeilen am Ende eines Artikels auf spiegel-online lesen, der letztes Jahr kurz nach einem Mord an drei Frauen in der finnischen Stadt Imatra erschien. Der Täter, so haben Augenzeugen berichtet, feuerte mit einem Jagdgewehr auf die Frauen. Wahrscheinlich war der Täter somit jemand, der seine Waffe als Jäger legal besessen hatte. Wie so viele zuvor, hätte auch dieses Verbrechen ganz einfach durch strengere Gesetze verhindert werden können.

In Deutschland gab es in den letzten Monaten gehäuft Gewalttaten gegen Flüchtlinge. Menschen wurde beschimpft, bespuckt oder zusammengeschlagen, weil sie eben Flüchtlinge waren – oder zumindest ihrem Äußeren nach dem entsprachen, wie sich manche einfach strukturierte Mitbürgerinnen und Mitbürger einen Asylsuchenden vorstellen. Soweit ich weiß, wurden bei den Attacken keine Feuerwaffen benutzt, es wurde nicht auf Menschen geschossen. Aber wenn auch keine Feuerwaffen benutzt worden sind, so wurden doch Feuerzeuge benutzt! In unzähligen Städten brannten Flüchtlingsunterkünfte. Manche waren noch unbewohnt, in anderen waren schon Menschen untergebracht. Feuerzeuge haben – Gott sei Dank – zwar nicht direkt Leben genommen, dennoch haben sie Lebensraum für Menschen zerstört. Feuerzeuge wurden zu Mitteln der Gewalt, zu Mordwerkzeugen.

Ich frage mich, wie diese Gewalttaten hätten verhindert werden können? Was hätte unsere Regierung tun müssen, damit niemand ein Gebäude hätte in Brand stecken können? Wie hätten Politiker so manche Attacke auf Menschen verhindern können? Die Antwort ist ganz einfach: Eine strengere Regelung für den Verkauf und Besitz von Feuerzeugen. Leider ist es dem Gesetzgeber noch nicht gelungen, die massenhafte Verbreitung von Feuerzeugen einzudämmen. Ja, leider fehlt den meisten unserer Politiker auch der Wille und der Mut, sich mit diesem heiklen Thema auseinander zu setzen. Wieso wird dieses Thema nicht in den Wahlkampf eingebracht? Denn nach wie vor sind in jedem Supermarkt, an jeder Tankstelle, an jedem Kiosk diese gefährlichen Instrumente frei zu kaufen und ohne Identitätsnachweis zu erwerben. Sogar Minderjährige haben schon, wenn auch unter Aufsicht, in der Schule damit Umgang. Ähnlich wie bei Feuerwaffen müsste es für den Erwerb und Besitz von Feuerzeugen eine umfassende Sachkundeprüfung, ein Bedürfnisnachweis und eine Aufbewahrungspflicht im Tresor (Sicherheitsstufe 0) geben.¹ Sinnvoll ist natürlich auch eine behördliche Registrierung von Feuerzeugen, damit die Polizei im Missbrauchsfall schnell ermitteln kann. Letztendlich müssten sich Politiker auch für ein Totalverbot von Brandbeschleunigern wie Benzin einsetzen. Aber das ist für die Gutmenschen bei uns wohl zu viel des Guten.

Feuerzeuge sind Mord-Werkzeuge, mit denen Kriminelle*innen unschuldigen Menschen immer wieder Schaden zufügen. Wenn es strengere Gesetze gäbe, würde viel Leid verhindert werden. Denn strengere Gesetze helfen, dass unsere Welt sicherer und friedvoller wird. Gesetze bringen Menschen zum Nachdenken und schärfen ihr Verantwortungsbewusstsein für den sozialen und moralischen Umgang. Strengere Gesetze engen nicht ein, sondern machen unser Land freier. Und: Strengere Gesetze schaffen uns Deutschen ein besseres Gefühl und würden so den Vormarsch der Populisten bremsen – denn die haben ja auf komplexe Fragestellungen nur einfache Antworten parat.

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¹Anmerkung der Redaktion: Andreas Flor hat einen Jagdschein und kennt deshalb die entsprechenden Regelungen und Gesetze sehr genau. In der LZ ist heute folgendes zu lesen: »Der Gesetzgeber schreibt vor, dass die Waffen und die Munition so gesichert werden müssen, dass andere nicht herankommen. Kriminalhauptkommissar Lukowski: ‚Das wird von der Polizei kontrolliert. Wer sich nicht daran hält, wird empfindlich bestraft.’« Dies bedeutet in den meisten Fällen den Verlust des Jagdscheins und der Erlaubnis, Waffen besitzen zu dürfen.

Andreas Flor

... ist Pfarrer in der ev.-ref. Kirchengemeinde Pivitsheide.

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